Radsportverein "Über Berg und Tal" 1921 Launsbach

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Radsportverein "Über Berg und Tal" 1921 Launsbach

Beitragvon pifi » Do 27.05.2004, 17:01

1921 gründen 16 Radsportbegeisterte den Radsportverein "Über Berg und Tal" Launsbach. Fritz Geißler, Wilhelm Eckhardt und Rudolf Müller waren Gründungsmitglieder die dem Verein am längsten erhalten blieben. Die sportliche Betätigung dieser Vereinigung galt in erster Linie dem Straßensport. Die Sportler basteln sich aus Tourenräder Rennmaschinen und gingen auf jeder in unserer Heimat bekannten Rennstrecke an den Start.

1924 jedoch, schon drei Jahre später, sind die finanziellen Schwierigkeiten so groß, daß sie gezwungen sind, den Sportbetrieb stillzulegen.

1927 ergreifen die Gründer abermals die Initiative und es kommt zu einer Wiederbelebung der Sportarbeit. Es gelingt ihnen, viele junge Menschen für den Radsport zu begeistern. Von nun an wird nicht nur der Rennsport gepflegt, sondern auch der Saalsport. Bevor neue Saalräder gekauft werden konnten, wurden die Reigen auf Tourenräder gefahren. Verbunden mit dem Wiederaufleben des Sportbetriebs ist der Anschluss des Vereins an den Arbeiter Rad & Kraftfahrer Bund "Solidarität".

Es geht aufwärts!!

Nach und nach werden von den freiwilligen Spenden der Vereinsmitglieder die erforderlichen Saalmaschinen gekauft. Mit viel Begeisterung wird geübt. 1928 stellen sich dann auch die ersten Erfolge ein. Die Launsbacher Radsportler können von den Bezirksmeisterschaften die ersten Titel mitbringen. Es gelingt ihnen, die Titel dreimal hintereinander zu erringen. Sie qualifizieren sich damit für die Gaumeisterschaften. Vom Gausportfest in Offenbach kehren die Kunstradfahrer und Radballer erfolgreich heim.

1933, mitten in die stetige Aufwärtsentwicklung, kommt die erzwungene Auflösung des Bundes und damit die Stillegung der Sportarbeit.

13 Jahre gab es in Launsbach nun keinen Radsport mehr. Erst 1946, ein Jahr nach Beendigung des 2. Weltkrieges, finden sich einige beherzte Mitglieder wieder zusammen und beschließen, den Radsport in Launsbach wieder aufleben zu lassen. 10 Mitglieder des Vereins kehren aus dem Kriege nicht wieder zurück. Aber die kleine Schar der Radsportbegeisterten geht mit viel Begeisterung an die Arbeit. Wieder opfern sie Geld, Zeit und Mühe, um die aus den 20er Jahren stammenden Räder so herzurichten, daß damit Fahrstunden abgehalten werden können. Bis 1947 sind die Radfahrer eine Sparte des TSV Launsbach. In diesem Jahre machte sie sich wieder selbständig und werden wieder Mitglieder im ARKB "Solidarität".

Ernst Leib wird zum ersten Vorsitzenden gewählt, nachdem bis dahin Walter Pfaff dem Verein vorgestanden hatte. Er setzte sich für ein intensives Training ein und bringt dem Nachwuchs die ersten Grundbegriffe des Saalsports bei. Er wirkt selbst auch noch bei Veranstaltungen aktiv mit. Wie viel Begeisterung und Liebe zum Radsport gehört dazu, 17 Jahre dem Radsportverein vorzustehen und daneben noch als Trainer tätig zu sein. Darum gilt noch heute Sportkameraden Ernst Leib unserem ganz besonderen Dank.

Nach über 60jähriger Mitgliedschaft im Verein verstarb Ernst Leib 1991 im Alter von 85 Jahren. Es war ihm Genugtuung zu wissen, daß sein Sohn seit 1976 seine Arbeit weiterführte.

Die ersten Gaumeisterschaften nach dem Krieg werden in der Löwenbrauerei in Frankfurt/M. ausgetragen. Hier erringen 5 Mannschaften einen Titel. Im nächsten Jahr kehren 7 Mannschaften unseres Vereins von den Gaumeisterschaften in Großenritte/Kassel mit Meisterschaftserfolgen zurück. Diese Erfolge geben dem Verein mächtigen Auftrieb, viele junge Sportler werden Mitglieder im Verein. 1950 kommen vier Mannschaften im Kunst- und Reigenfahren bei den Gaumeisterschaften in Anspach/Ts. zu Meisterschaftsehren, zwei Mannschaften qualifizieren sich für die ersten Deutschen Meisterschaften der Solidarität.

1951 im Juli begeht der Verein unter großer Anteilnahme des Ortes sein 30jähriges Bestehen. Die Schirmherrschaft hat der hessische Ministerpräsident Georg Zinn. Die Festrede hält der damalige Bundesvorsitzende, Heinrich Nöll. In Würdigung der Verdienste um den Radsport wird unserem Verein die Austragung der Gaumeisterschaften zum Jubiläum übertragen. Neben einem Straßenrennen "Rund um den Wettenberg", sind es besonders die Wettkämpfe im Saalsport, die das Interesse des Publikums finden. Vier Meisterschaften des Vereins erhalten erste Plätze.

Der bis dahin schönste Erfolg gelang dem Verein bei den ersten Deutschen Meisterschaften nach dem Krieg, im November 1951 in Sindelfingen/Stuttgart. Den Titel eines "Deutschen Jugendmeisters" holen sich unsere Sportler Winfried Abel und Mechthild Bechthold im 2er Kunstfahren; Horst Reinfurt, Jürgen Uth und Walter Wagner im 3er Kunstfahren. Die Ankunft dieser Sportler mit ihren Begleitern wird begeistert gefeiert. Die gesamte Dorfbevölkerung ist auf dem Beinen und findet sich am Bahnhof ein. Unter den Klängen einer Musikkapelle und begleitet von einem Fackelzug der Schuljugend geht es zum Vereinslokal Rinn. Dort werden die Sportler von einem Vertreter des Landrats, von Bürgermeister Schmidt und Abordnungen der Launsbacher Vereine begrüßt und durch Geschenke geehrt. Bürgermeister Schmidt überreicht beim Herbstsportabend dem Verein für seine stolzen Erfolge ein Banner. Nun folgen Einladungen auf Einladungen. Fast an jedem Wochenende sind unsere Sportler unterwegs und tragen den Namen unserer Gemeinde über die heimischen grenzen hinaus. Bis zum Jahre 1959 werden nur alle zwei Jahre "Deutsche Meisterschaften" ausgetragen, von da ab in jedem Jahr.

1953 scheitert der "Zweier" Abel-Bechthold bei den Westdeutschen Meisterschaften an dem späteren Meister Rühl-Bärenreuter und kommt auf den 2.Platz. Es ist unmöglich, all die Veranstaltungen und Meisterschaften an denen unsere Sportler teilnahmen, hier aufzuzählen. Doch kann sicher nicht unerwähnt bleiben, daß die beiden wohl erfolgreichsten Sportler unseres Vereins in einem Zeitraum von etwa 10 Jahren an einer Vielzahl von Veranstaltungen beteiligt waren. Winfried Abel nahm in diesem Zeitraum an über 350 deutschen und internationalen Veranstaltungen, Wettkämpfen und Meisterschaften teil. Er fuhr in der Schweiz, in Österreich, in Frankreich, in Holland und in vielen deutschen Großstädten. Im Jahre 1955 wird Winfried Abel am 1.Oktober in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe "Deutscher Meister im Einer Kunstfahren". Seither hat er bei jeder "Deutschen Meisterschaft" den Titel erfolgreich verteidigen können.

Erhard Kraft hat bisher an über 150 Veranstaltung mitgewirkt. Auch er ist an vielen nationalen und internationalen Veranstaltungen im In- & Ausland beteiligt. Am 24. Juli 1957 gewinnt er im Kurfürstlichen Schloß in Mainz in der Jugendklasse die "Westdeutschen Meisterschaften" und am 28. & 29. August 1957 in der Frankenhalle in Würzburg wird er "Deutscher Jugendmeister" im Einer Kunstfahren. 1959 ist er inzwischen in die aktive Klasse aufgerückt und erringt bei den Deutschen Meisterschaften hinter Winfried Abel den 2. Platz.

1960 ist der Verein Ausrichter der Bezirksmeisterschaften. Unsere Sportler können 6 erste Plätze erringen. Winfried Abel, Rolf Dudenhöfer, Ellen Bittendorf und Albrecht Marquardt im Einer Kunstfahren, im Zweier Kunstfahren auf 2 Rädern Rolf und Steffen Dudenhöfer und im 4er Schulreigen die Mannschaft Liesel Thau, Theresia Kaiser, Helga Konrad und Monika Birkner. Das Ergebnis der intensiven Jugendarbeit zeigt sich bei den Hessenmeisterschaften in Klein Gerau. Albrecht Marquardt wird Hessenmeister im Einer Kunstfahren der Schüler bis 10 Jahren. Ellen Bittendorf und Rolf Dudenhöfer erreichen zweite Plätze.

Bei den Deutschen Meisterschaften im Jahre 1960 ist neben Winfried Abel und Erhard Kraft diesmal auch Rolf Dudenhöfer dabei, der den Titel "Deutscher Schülerbester" im Einer Kunstfahren erringen kann.

Seit 1959 sind auch unsere Radballer wieder tätig. Die Bezirksmeisterschaften im Radball werden gemeinsam vom BDR und ARKB in Lollar ausgetragen. 1961 erkämpft sich unsere Juniorenmannschaft, Bernd Leib - Dieter Pfeiffer, in Langenselbold den Hessenmeister Titel. Mit unterschiedlichen Erfolgen konnte man sich stetig nach oben arbeiten, es reichte bis zu einem Platz in der Oberliga.

Nach einigen Jahren sportlichen Wirkens musste der Verein einen schweren Rückschlag hinnehmen. Im Saale der Gaststätte Göbel war unsere bisherige Trainingsstätte, die wir nach vielen Jahren verlassen mussten, der Saal wurde für andere Zwecke gebraucht. Jetzt war guter Rat teuer, dennoch ließ sich Ernst Leib sein Lebenswerk nicht vernichten und kam auf die Idee, den Schulhof als Trainingsstätte zu nutzen, selbstverständlich ging dies nur bei gutem Wetter, trotzdem gab es einige, die unter diesen Umständen den Trainingsbetrieb aufrecht erhielten. Wusste man doch, daß in den nächsten Jahren eine neue Übungsstätte in Aussicht stand.

1972 war es dann soweit, man konnte in das neu gebaute Bürgerhaus einziehen. Nun erlebte der Verein einen neuen Höhenflug. Es wurde in allen Sparten neu aufgebaut und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Schon in den ersten Jahren Trainingsarbeit im Bürgerhaus, konnte man ein paar Kunstradfahrer aufbauen, die auch zum Teil mit beachtlichen Erfolgen an Bezirks- & Hessenmeisterschaften teilnahmen.

Thomas Bender, ein hoffungsvolles Talent, war auf dem besten Wege nach oben, jedoch eine Sportverletzung machte alles zunichte. Sabine Pfeiffer, Marina & Martina Klein konnten in den Folgenden Jahren gute Platzierungen bei den verschiedensten Meisterschaften erringen.

Bei den Bezirksmeisterschaften 1979 in Lollar errang, als jüngste Teilnehmerin, Viola Leib, in der Schülerklasse C den Titel des Bezirksmeisters. Dennoch stand das Kunstradfahren im Verein unter keinem guten Stern, fehlte es doch an qualifizierten Trainern. Und so war abzusehen, daß der Kunstradsport, einst Aushängeschild des Vereins, eines Tages ganz eingestellt wurde, wobei es bis zum heutigen Tage geblieben ist.

Ganz anders verlief der Werdegang im Radballsport. Schon 1974 gelang es der Juniorenmannschaft, Holger Hahn & Raimund Bechthold, die Teilnahme zur Deutschen Meisterschaft in Augsburg zu erringen. Mit einem gutem 6.Platz kehrte man damals zurück. Man war mehr als zufrieden, hatte man doch von nun an einen enormen Nachwuchszuwachs zu verzeichnen. Die Mitgliederzahlen schnellten förmlich in die Höhe. Zu diesem Zeitpunkt war der Aufwärtstrend von Mannschaften wie Albert Geßler/Jürgen Guntrum, Marco Hahn/Joachim Peter, Hans Dieter Pfeiffer/Bernhard v. Derschau sowie Uwe Hahn/Raimund Bechthold, geprägt, welche noch heute für den Verein aktiv tätig sind. Es kam die Zeit, da sich einige junge Leute zum Trainer und Schiedsrichter ausbilden ließen, denn ohne diese Idealisten wäre der Sportbetrieb nicht denkbar gewesen.

1976 kam es im Vereinsgeschehen zu einer Wende, Bernd Leib wurde zum Vorsitzenden gewählt, er war es, der den Wechsel vom RKB Solidarität zum Bund Deutscher Radfahrer vorantrieb. Noch im selben Jahr wurde der Wechsel vollzogen. Eine Leistungssteigerung im Radballsport war die Folge.

1978 begann für eine junge talentierte Mannschaft eine beispielhafte Karriere, schon im B-Schüler-Alter von 10 Jahren holte man den Bundespokal nach Launsbach. Nach vielen Meisterschaftstiteln und Pokalsiegen in all den Jahren gelang der Mannschaft Andreas Rönnig/Stefan Kaiser endlich der große Wurf, 1984 wurden sie in der Juniorenklasse "Deutscher Meister" & "Vize-Europameister". All diese Erfolge hat maßgeblich die hervorragende Trainings- & Jugendarbeit im Verein zur Folge gehabt. Dem unerbittlichen Einsatz von Dieter Rönnig war es zu verdanken, daß unser Nachwuchs in der Bundesrepublik Rang und Namen hatte.

Nicht unerwähnt bleiben sollen Mannschaften wie Andreas Pfaff/Markus Henkel, Andreas Leib/Mario Amlung und Alexander Kraft/Carsten Hofmann. Sie waren es, die einige Jahren für hervorragende Erfolge sorgten. Es gäbe eine lange Reihe, sollte man alle Meisterschafts- & Pokalsiege hier aufzählen, die Teilnahme an Deutschen Meisterschaften konnten alle erreichen und somit dem Radsportverein Launsbach in ganz Deutschland und darüber hinaus einen Namen machen.

Leider muss man heute feststellen, daß der Verein in punkto Nachwuchsarbeit mit Sorge in die Zukunft blicken muss. Schließlich ist es nicht einfach, bei der heutigen Vielfalt von Angeboten, junge Leute für den Amateursport zu begeistern. Lediglich ein paar aktive Radballer halten den Sportbetrieb noch aufrecht. Dennoch sind Gedanken im Gange, dem Breitensport in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Neben der sportlichen Seite sind die vielen geselligen Veranstaltungen zu nennen. So man hat man über 15 Jahre jeden Sylvesterball veranstaltet; das Zeltlager in Laubach war immer ein Erlebnis. Man Hat sich an Festzügen beteiligt, der Burschen- & Mädchenschaft geholfen die Kirmes zu gestalten, ebenso unvergesslich in der Vereinsgeschichte war die Mitwirkung an der 750 Jahrfeier des Ortsteils.

Zurückschauend auf die Entwicklung unseres Vereins seit der Wiedergründung im Jahre 1946 mit allen sportlichen Erfolgen, die in den vorstehenden Ausführungen aufgezeigt wurden, könnte der Eindruck entstehen, erstes Ziel sei die Heranbildung von Spitzenkräften zur Repräsentation unseres Vereins. Das Gegenteil jedoch ist der Fall. Spitzenkräfte die immer dann angetroffen werden, wenn sich Talent und Wille paaren, sind wohl förderungswürdige Erscheinungen, weil sie das gesamte Leistungsniveau durch ihr Vorbild zu steigern vermögen. Sinn und Trachten des Vereins ist es jedoch in die Breite zu wirken und bei der Erziehung unserer Jugend mitzuhelfen aus dem tieferen Gedanken des Sports heraus, daß das Bemühen um Haltung nach außen und innen allein der Faktor ist, der bei der Persönlichkeitsbildung unserer jungen Menschen mitwirkt.

Der Sport trägt dazu bei, bei fairem sportlichen Wettkampf diese Haltung zu üben, zu pflegen und zu einer Lebenseinstellung werden zu lassen. In diesem Sinne zu wirken, hat sich der Verein zur Aufgabe gemacht. In diesem Sinne wollen wir auch in Zukunft unsere Sportarbeit fortsetzen.


Entnommen der Festschrift anlässlich des 75jährigen Jubiläums 1996
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Verein: RSV Launsbach

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