Jan Pospisil
Radballspieler und –repräsentant
22. 4. 1945 Brünn
Radball ist eine Sportart, die das Interesse sowohl bei Radfahrern als auch bei Zuschauern wecken kann. Die Spielregeln sind einfach, es gibt unzählige spannende Situationen, wenn der ganze Saal aus den Sitzen hochspringt. Man muss ihn hart und aggressiv, aber auch technisch spielen. Und natürlich hinterlässt er Spuren an der Gesundheit der Spieler. In Tschechien brachten die Gebrüder Pospíšil dieses Spiel auf den Höhepunkt.
Jan kam kurz vor der Befreiung Brünns auf die Welt. Die Familie lebte in Útěchov und der Vater beschloss knapp vor dem Kriegsende, in die Wälder der Brünner Umgebung zu gehen, um sich am Widerstand zu beteiligen. Er wurde von einem Granatensplitter getroffen. Anfang Mai 1945 starb er an Blutvergiftung. Die Erziehung der ältesten Tochter Zdenka und der Söhne Jindřich und Jan blieb auf den Schultern der Mutter und Großmutter. Die Mutter Anna ernährte die Familie als Lkw-Fahrerin. Zuerst konnte sie den Buben Roller schenken, später schaffte sie es auf die Räder einzusparen. Sie selbst war in ihrer Jugend eine begeisterte Sportlerin und erzog auch ihre Kinder zum Sport. Die Älteste – Zdenka, war Vereinsmitglied bei Spartak Královo Pole und machte die Brüder auf die hiesige Fahrrenngruppe aufmerksam, die Rudolf Harth leitete. Die Begegnung war zukunftsträchtig – Harth managte die ganze Sportkarriere beider Brüder. Als sie noch Kinder waren, übernahm er oft die Rolle des vorzeitig verstorbenen Vaters. Trainieren konnten sie nach Bedarf, in der Schule machten sie sich gut, beide schlossen die Lehre in der Maschinenfabrik Královopolská ab, Jindřich ging noch auf das Berufsgymnasium für Maschinenbau in Brünn. Den Radball entdeckte zuerst der ältere Jindřich. Mit seinem Partner Svoboda stimmten sie allerdings in der Spielauffassung nicht überein, und so setzte der Trainer Harth den Bruder Jan gegen Jindřich ein, der sich bis dahin eher auf das Kunstfahren spezialisierte. Doch die Wahl stand unter einem glücklichen Stern. Von der ersten Weltmeisterschaft in Kopenhagen (1964) brachten die Brüder Silber, ein Jahr später gewannen sie die Weltmeisterschaft in Prag, obwohl Jindřich einen angebrochenen Finger hatte. Dann gingen sie in der Begleitung von Trainer Harth, der eigens für sie ein Trainingsystem entwickelt hatte, dank der unglaublichen Ausdauer, Fleiß und Zielstrebigkeit, von einem Erfolg zum anderen. Das Geschwisterpaar ergänzte sich ausnehmend. Beide Brüder waren gut gebaut, wendig, mit einem ausgezeichneten Reaktionsvermögen, wunderbar eingespielt. Jindřich kämpfte temperamentvoll um jedes noch so kleine Stück des Spielfelds, der ruhigere Jan war der ideale Tormann. Repräsentanten der Tschechoslowakei im Radball waren sie ohne Unterbrechung von 1964 bis 1988 (Jindřich sogar vier Jahre länger), 20 x konnten sie den Meistertitel holen (1965, 68 - 81, 84 – 88), bei der WM 82 und 83 erkämpften sie Silber. Jan wurde 30 x Republikmeister, 16 x gewann er den Europa-Pokal, wie sein Bruder Jindřich gewann er 1972, 75 und 79 den Titel „Radfahrer der ČSSR“, gemeinsam erhielten sie 1979 den Titel „Der beste Sportler der ČSSR“. 1984 gewannen sie die Umfrage über den erfolgreichsten Radfahrer im hundertjährigen Bestehen dieser Sportart in Tschechien. Die Brüder Pospíšil brachten den Radball zur Perfektion. Die zunehmenden Jahre machten sie durch längere Trainingszeiten und höhere Einsatzbereitschaft wett. Trotz der zahlreichen sportlichen Spitzenleistungen wurden sie nicht hochnäsig. Gemeinsam mit Jan Kotrba schrieben sie das Memoirenbuch „Duhové návraty“.
Habe ich auf
www.brno.cz gefunden.
Gibts das Memoirenbuch auch auf Deutsch oder Englisch?