Stellungnahme Bundestrainer zum Vierer-Kunstfahren

Alles rund um´s Kunstradfahren

Stellungnahme Bundestrainer zum Vierer-Kunstfahren

Beitragvon Shark » Do 04.08.2005, 21:22

Hallo Kunstradler,

es würde mich mal interessieren, was ihr vom dem Artikel (RADSPORT Nr. 27) haltet, in dem die Bundestrainer Dieter Maute und Sonja Bissinger Stellung zum Vierer-Kunstfahren auf internationaler Ebene beziehen. Unter Umständen würde ich dieses Thema dann in meiner Webradiosendung am kommenden Sonntag (7. August, ab 20 Uhr) mal aufgreifen.

Gruß aus Schwanewede :-)
Hallenradsport im Webradio bei www.deichRadio.de
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Beitragvon spinnerle » So 04.09.2005, 19:16

Darf ich mal fragen was er gesagt hat weil ich als Össi hab des Magazin leider ned und des würd mich mal wirklich intressieren.Mfg
S´ Leaba isch koa Schoki!!!
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Beitragvon matzeB » Di 06.09.2005, 13:17

Zur internationalen Entwicklung des Hallenradsports



Mit Weitblick zu Olympia



Die Einführung der WM-Disziplin 4er-Kunstradsport und deren Auswirkung auf die internationale Entwicklung des Hallenradsports hat in den letzten Wochen für viele Emotionen gesorgt.

Wir, Sonja Bissinger und Dieter Maute sind in keiner Weise gegen den Mannschaftssport. Im Gegenteil, wir sind davon überzeugt, dass der Mannschaftssport ein ganz wichtiger Baustein des Hallenradsports ist, auf den der Hallenradsport nicht verzichten kann. Es geht uns also nicht um die Frage der Berechtigung oder Existenz des Mannschaftssports. Es ist uns auch bewusst, dass die Mannschaftsfahrerinnen und –fahrer die ganze Problematik aus einer anderen Perspektive betrachten. So können wir auch Herrn Elmar Bausch als Vorsitzenden des wohl erfolgreichsten Vereins im Mannschaftssport in Deutschland sehr gut verstehen. Dennoch glauben wir, dass die Sichtweise gerade deshalb nicht alle wichtigen Aspekte in Bezug auf den gesamten Hallenradsport betrachtet.

Die folgende Analyse des internationalen Hallenradsports soll dazu beitragen, die Diskussion zu versachlichen.



Das Engagement aller, die mithelfen, neue Nationen für den Kunstradsport zu gewinnen, insbesondere die Arbeit des Fördervereins Hallenradport, verdient Anerkennung. Ein Vergleich der teilnehmenden Nationen an den Weltmeisterschaften 1995 und 2004 zeigt aber, dass zwar vier neue Nationen hinzugekommen sind, gleichzeitig aber acht Nationen nicht mehr an den Weltmeisterschaften teilgenommen haben. Der Aufbau funktionierender Förderstrukturen konnte also in vielen Ländern nicht erreicht werden. Die Schwierigkeit dieser Aufgabe ist uns natürlich bewusst.

Da man in der internationalen Kunstradsportkonkurrenz meist keine funktionierenden Strukturen zur systematischen Talentsichtung und Talentförderung findet, ist die quantitative Verbreitung der verschiedenen Kunstrad-Disziplinen in den meisten Ländern sehr gering. Daraus resultiert, dass andere Nationen die verschiedenen Kunstrad-Disziplinen nur besetzen können, wenn ihre Sportlerinnen und Sportler mehrere Disziplinen parallel betreiben.

Eine Analyse der WM 2004 ergibt bei den Frauen folgendes Bild. Von achtundzwanzig 1er Kunstradsportlerinnen sind elf auch in einer zweiten, wenige sogar in drei Disziplinen gestartet. Von den achtzehn 2er-Paaren sind aus acht 2er-Paaren die Sportlerinnen in einer zweiten, wenige sogar einer dritten Disziplin gestartet. Aus sechs von neun 4er-Manschaften sind Mitglieder auch in anderen Disziplinen gestartet.

Im Spitzen- und Leistungssport kann sich aber niemand auf Dauer mit dieser Strategie durchsetzen. Das Sportlerpotential muss nach seinen Fähigkeiten in den verschiedenen Disziplinen eingesetzt werden, wenn die Weltspitze erreicht werden soll.

Selbst in Deutschland sind solche funktionierenden Strukturen nur in wenigen Bundesländern erkennbar. Damit schließen wir nicht aus, dass punktuell sehr gute und effektive Arbeit geleistet wird.



Die qualitative Entwicklung hat konnte ebenfalls nicht entscheidend verbessert werden. Ein systematischer und methodischer Entwicklungs- und Trainingsaufbau ist nicht erkennbar. So werden bei internationalen Wettbewerben wie zuletzt bei der Europameisterschaft der Junioren in Nufringen Übungen wie Vorderradlauf, Reitsitz/Kehrreitsitz rw. Lenkerdrehen, und Drehsprung Reitsitz Kehrrahmenbeugestand gezeigt, die weder sportartspezifische Grundlagen vermitteln, noch im Rahmen der methodischen Entwicklung eine Transferwirkung haben. Fehlt die methodische Entwicklung von allgemeinen Fähigkeiten, das Trainieren der sportartspezifischen Grundlagen und das Ausnützen von Transferwirkungen, haben Sportlerinnen und Sportler mit gleichem Talent und Trainingsfleiß kaum Chancen, die internationale Spitze zu erreichen. Nur mit Hilfe eines Lehrkonzepts, welches die richtigen Inhalte zweifelsfrei vermittelt, kann sich die internationale Spitze zusammenführen lassen.



Die Wirklichkeit sieht also so aus, dass durch das Fehlen von funktionierenden Förderstrukturen mit wenigen Sportlerinnen und Sportlern alle Disziplinen abgedeckt werden. Hinzu kommt, dass aufgrund methodischer Fehler die Entwicklungszeit vom Anfänger bis zum Spitzenathleten ins uferlose verlängert wird und viele Talente unter solchen Bedingungen in der Weltspitze nicht ankommen.



Unter diesen Bedingungen wird nun der 4er Kunstradsport als neue Weltmeisterschafts-Disziplin eingeführt, die unbestreitbar eine kürzere Entwicklungszeit vom Anfänger bis zur Weltspitze erfordert. Die Anforderungen im Mannschaftssport sind hinsichtlich Talent, körperlichen Voraussetzungen, Aufwand und Entwicklungszeit bis zur Leistungsspitze geringer. Dies wird weder von Stefan Born und Stefan Thomé in ihren kritischen Äußerungen bezweifelt. Die Einführung dieser Disziplin kann und wird die einzelnen Nationen dazu verleiten, diese zusätzlich mit demselben Sportlerpotential zu betreiben, ja logischerweise sich sogar sehr stark darauf zu konzentrieren, da der Anschluss an die Weltspitze hier schneller zu erreichen ist. Dies kann bei den vorhandenen Strukturen derzeit nur zu Lasten der Bemühungen im 1er- und 2er Kunstradsport sein. Eine nachvollziehbare, aber für den Hallenradsport sehr gefährliche Entwicklung. Richtig wäre dagegen eine mögliche Disziplinauswahl jeder Sportlerin und jedes Sportlers nach seinem Talent, nach seinem Aufwand mit dem er Sport treiben möchte, und nach seinem Antrieb, weshalb er Sport treibt. Nicht jeder will, muss und kann Leistungssport treiben.

Der Fluktuation entgegenzuwirken hat der Mannschaftssport schon bisher in hervorragender Weise erfüllt, und ist ein wichtiger Bestandteil des Hallenradsports. Sportlerinnen oder Sportler, welche den Anschluss an die Weltspitze nicht erreichen oder ihre Karriere beendet haben, betreiben schon jetzt den Mannschaftssport wie z.B. die Weltmeisterinnen im 2er Kunstradfahren in den 90iger Carvalho/Carvalho. Eine internationale Disziplin einzuführen mit dem Hintergrund, einer Sportlerin oder einem Sportler, der es nicht geschafft hat Weltspitze zu sein, doch noch zu internationalen Erfolgen zu verhelfen kann nicht Ziel des Spitzensports sein.



Die Frage der Motivation stellt sich im Breiten-, Freizeit-, Wettkampf-, Leistungs- und Spitzensport immer wieder aufs neue. Motivation eines Sportlers bedeutet nicht, dass alle eine internationale Medaille erreichen können. Warum betreiben Fußballspieler ihren Sport in der Kreisklasse? Warum gibt es eine zweite Bundesliga im Radball. Motivation für Schüler und Jugendliche im Kunstradsport kann heißen, eine bestimmte Übung auf die nächste Saison zu erlernen, sich zur Landesmeisterschaft zu qualifizieren oder einfach nur Sport zu treiben. Der Hallenradsport bietet allen Beteiligten Möglichkeiten. Talent, Einsatzwillen, die Motivation zum Sporttreiben und Umfeld bestimmen, welche Disziplin des Hallenradsports für jeden einzelnen sinnvoll ist und Spaß macht. Hier ist auch der Einradsport als weitere Möglichkeit zu erwähnen.



Ein weiterer wichtiger Aspekt ist: Wird der Hallenradsport von den zuständigen Gremien als förderungswürdiger Leistungssport anerkannt ?

Der Hallenradsport ist kein autonomes System in der vielfältigen Sportwelt. In Konkurrenz und im Vergleich zu anderen Sportarten ist die Förderung durch öffentliche Mittel davon abhängig, ob der Hallenradsport als förderungswürdiger Spitzensport anerkannt wird. Kriterien für eine Leistungs- bzw. Spitzensportförderung sind der Aufwand für die unterschiedlichen Sportarten und Disziplinen, Anzahl der notwendigen Trainingsstunden in den einzelnen Kadern bzw. Altersstufen, Dauer der Entwicklung von der Talentsichtung bis zum Weltklasseathleten u.a. Um das hohe Niveau und das bisher erreichte nicht zu gefährden, dürfen die aufwändigen und dem Leistungs- und Spitzensport zugeordneten 1er- und 2er-Kunstrad-Disziplinen nicht durch die Gesamtstrategie des Hallenradsports vernachlässigt werden. Der Kunstradsport erhält derzeit vom Bundesausschusses für Leistungssport (BL) Fördermittel für die 1er- und 2er-Disziplinen. Wenn nun das 4er-Kunstradfahren neu hinzu kommt, muss der Bundesausschuss entscheiden, ob diese Disziplin die o.g. Kriterien für eine Förderung erfüllt und er sie dann auch im Rahmen der Leistungssportförderung mit Fördermitteln unterstützt. Die bisherige Förderung des 1er- und 2er-Kunstradfahrens kann nicht einfach auf eine weitere Disziplin aufgeteilt werden. Daran hat sicher niemand Interesse, zumal im Moment sowieso ernsthaft um den Förderstatus der nichtolympischen Disziplinen beim BL gebangt werden muss.

Auch was das Anforderungsprofil einer Sportart betrifft, dürfen wir nicht glauben, dass die für den Leistungssport zuständigen Personen nicht genau beurteilen können, welche Schwierigkeiten und Voraussetzungen in den verschiedenen Sportarten und Disziplinen vorhanden bzw. notwendig sind.



Ziel des Hallenradsports sollte das momentan noch visionäre Ziel „Olympia“ sein. Dazu werden sicherlich mehr Nationen benötigt, vor allem aber auch mehr Nationen welche mit dem richtigen Wissen und funktionierenden Strukturen Talente bis zu Weltspitze voranbringen. Dann können sich die atemberaubende Artistik des Kunstradsports und die Spannung und Geschwindigkeit das Radballs im Kanon der Olympischen Disziplinen entsprechend platzieren.



Was müssen also die nächsten Schritte für die Zukunft sein? Aufbau und Ausbau von Förderstrukturen international und national - Chancengleichheit für alle potenziellen Spitzensportler durch Methodentransfer - Gewinnung von weiteren Nationen für das Kunstradfahren. Dazu ist die Bündelung aller verfügbaren Kräfte des Hallenradsports notwendig. Dann kann der nächste Schritt , - Entwicklung unserer Sportart bis zur Olympiateilnahme -, ebenfalls erreicht werden. Der Hallenradsport benötigt dazu alle Bereiche des Sports: Freizeit-, Wettkampf-, Leistungs- und Spitzensport.



Im Leistungssport wird sich in der Regel immer der durchsetzen, der sich nicht an kurzfristigen und schnellen Erfolgen orientiert, sondern sich langfristig mit dem notwendigen Weitblick an seine Karriere macht.



Dies gilt auch für die Strategie der Entwicklung einer Sportart bis hin zur Olympiade.











Dieser Text darf nur ungekürzt gedruckt werden.

Verfasser Dieter Maute und Sonja Bissinger
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Beitragvon matzeB » Di 06.09.2005, 13:18

Ungekürzt!!!!
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Beitragvon mischi-kufa » Di 06.09.2005, 20:29

das merkt man!!! :wink:
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Beitragvon Karnevalsjeck » Mi 07.09.2005, 10:23

Sososo, jetzt weiß man mehr :lol:

Wir bekommen es doch nicht mal bei uns hin, ne einheitliche Trainingsstruktur aufzubauen, wie soll dat denn international umgesetzt werden???
Kölle alaaf!
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Beitragvon Vader » Do 15.09.2005, 19:39

also ich bin dagegen!!
also gegen die aufnahme von vierern an der WM...
auch wenn ich mich unbelibt mach... ;)
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Beitragvon matzeB » Fr 16.09.2005, 16:47

Warum?
Glaubst du dass das 1er und 2er fahren attraktiver ist?
Oder einfach nur dagegen?
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Beitragvon Vader » Fr 16.09.2005, 18:42

einfach nur dagegen...eigentlich isses mir scheißegal!

wenn es hilft, dass mehrere vierer des so perfektionieren wie die erlenbacher, dann is es ok... ;)

geile meinung löl
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