BDR vs. RKB Solidarität

Diskussionen zum Hallenradsport die sonst nirgends passen

BDR vs. RKB Solidarität

Beitragvon untermieter1 » Di 18.05.2010, 11:25

Nach der großen Diskussion um die Rücktritte der Beauftragten beim BDR, hab ich mich nun mal etwas über die beiden Verbände belesen.

Trotzdem bleiben ein paar Fragen :
- welcher Verband macht für den Hallenradsport mehr Sinn?
- warum gehört IHR welchem Verband an?
- welche Vorteile/Nachteile haben die Verbände?

Freue mich schon auf eure Antworten, da ich mich in dieser "Verbandsthematik" nicht wirklich auskenne...
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Beitragvon Mobbl » Fr 21.05.2010, 17:29

Wie kommt man zur Soli

Wenn das Kind sich für den Sport interessiert, geht es zum nächst liegenden Verein. So war es auch bei mir. Das „Problem“ Soli – BDR lernt es erst später kennen.
Ich versuche mal so kurz wie möglich zu beschreiben, wie es zu dem Problem kam.

In der Kaiserzeit war es Arbeitern untersagt beim Sport Rang und Preis zu erhalten. Sie durften z. B. den Herren Fischer Windschatten erarbeiten, aber nicht mit ihm in der Siegerliste auftauchen, drum merke: Arbeiter arbeitet, sCheff scheffelt. Daraufhin wurde der Arbeiter Sport u.a. der ARKB A rbeiter R ad und K raftfahrer Bund gegründet. damals unterstützt von der SPD.
Die Arbeiter-Olympiade 1935 (Dabei sein ist alles) in Frankfurt ist daraus entstanden. Auch die Fahrzeug Firma Frisch Auf war Eigentum der Soli.

Der Arbeitersport in Deutschland hatte ca. 6 Mio. Mitglieder und war damit der weltgrößte Sportverband seiner Zeit. Der Arbeitersport ist in ganz Europa verbreitet.

1933 wurde er von dem Naziregime verboten und enteignet. Nach dem Krieg wieder geründet wurden sie nicht in den DSB aufgenommen, weil pro Sportart ein Dachverband gestattet war. In der Soli waren Arbeiter Roll- und Rad- Sportler und Kraftfahrer aktiv. Dann kam in den 50iger Jahren das Sportverbot durch den BDR und damit das Problem.
BDR Sportlern wurde (und ist!!! im 6. Rasenradball DM) verboten gegen Solisportler anzutreten und das weiteten sie Europaweit aus. Auch heute noch gibt es Verbände wie ARBÖ, ATB usw.

In dieser Zeit wechselten viele Vereine den Verband und waren auch dort recht erfolgreich, u.a. Kostheim, Waldrems, Denkendorf, Schwaikheim und Wolfsburg. Das war praktisch das Aus der Soli-Bundesliga. Auch der dreifache Kunstrad Weltmeister Franz Kratochvil wechselte erfolgreich.

Mit BDR Sportler hatte ich nie Probleme, nur mit Funktionären, was wohl am Ende am Mammon lag

Die Soli klagte gegen dem DSB und gewann 1976. Das Urteil wurde ausgesetzt und der gemeinsame Sport begann.
Ab 1977 war ich in HH Bille Trainer und verzichtete bewusst auf den Soli Aufnäher um meine Sportler vor Diskriminierung zu schützen, die damals noch gut verbreitet war.

Die Ziele waren mehr der Breitensport, Jugendarbeit auch ohne Sport, Internationale Jugendbegegnungen usw.
Auch wurden internationale Trainingslager ab Mitte der 60er organisiert (mit bis zu 400 Teilnehmer aus der ganzen Welt), an denen regelmäßig der Tschechoslowakische Verband teil nahm, was Heinz Rösch das Bundesverdienstkreuz einbrachte.

Der BDR ist ein Verbund von Landesverbänden und die Soli mehr ein Zentralverein mit Unterabteilungen.

Seit 1996 bin ich Mitglied in Kissing und damit im BDR. In der Soli habe ich mich immer gut aufgehoben gefühlt. Mir geht es um den Sport und die alten Bärte sollten schon längst im Museum liegen.
Heutzutage erzielt die Soli im Kunstradsport respektable Erfolge und im Radball: siehe Deine Statistik.

Vereine mit ASV und ähnlichem im Vereinsnamen sind zu 99% aus dem Arbeitersport erwachsen, Beispiel: der Fußball Verein ASV HH Bergedorf, der vom (ehemaligen?) Mitglied des Bundestages Fridjof von Kälber (CDU) ebenso wie HH Bille „nichts von seiner Partei zu erwarten hatte“ (Aussage F. v. K. persönlich).

Bei
http://de.wikipedia.org/wiki/Rad-_und_K ... rit%C3%A4t

lässt sich weiteres nachlesen.
In erster Linie bestimmt heute das Trainingsmanagement über den Erfolg. Die Zeit der Repressalien ist hoffentlich vorbei.

Gruß Mobbl
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Beitragvon untermieter1 » Mo 24.05.2010, 10:38

Hallo Mobbl,
vielen Dank für die Einblicke und die ausführliche Antwort!
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Re: BDR vs. RKB Solidarität

Beitragvon Christoph » Mo 24.05.2010, 15:30

untermieter1 hat geschrieben:Trotzdem bleiben ein paar Fragen :
- welcher Verband macht für den Hallenradsport mehr Sinn?

Zumindest für Radballer ist die Frage doch leicht zu beantworten? Der BDR organisiert den Ligabetrieb - du nimmst also immer zu den Bedingungen, die der BDR diktiert, am Spielbetrieb teil. Ist dein Verein Mitglied beim BDR hast du Mitspracherecht wenn es um diese Bedingungen bzw. um die Funktionäre, die sie sich ausdenken, geht.

Vereine der Solidarität haben dagegen eher "Gast"-Status.

- warum gehört IHR welchem Verband an?

Gibt es ernsthaft noch irgendwo Orte wo man sich aussuchen kann ob man einem "bürgerlichen" oder einem Soli-Verein beitreten will?
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