von Gido » Fr 03.09.2004, 09:12
Opel und Saab wird möglicherweise zur Schließung eines ihrer Werke in Europa führen. Nach Informationen dieser Zeitung prüft General Motors (GM) - die amerikanische Muttergesellschaft von Opel, Saab, Daewoo (künftig Chevrolet) und Vauxhall - derzeit sämtliche Standorte. Besonders gefährdet ist das schwedische Saab-Werk Trollhättan. Es soll erheblich verkleinert oder geschlossen werden. Der Vizepräsident von GM Europa, Carl-Peter Forster, hält sich seit mehreren Tagen in Trollhättan zu Gesprächen mit der Firmenleitung, der Gewerkschaft und dem Wirtschaftsministerium auf.
Weil sich GM entschieden hat, den Bau gleich großer Autos seiner Marken künftig an einer Stätte zu konzentrieren, muß die Meldung über die mögliche Schließung des schwedischen Werkes auch die Beschäftigten in Rüsselsheim alarmieren. Sollte sich GM nicht zu einem radikalen Schnitt in Trollhättan entschließen, wäre das Werk in Rüsselsheim gefährdet. „Bei uns ist der Druck so groß, da ist nichts mehr auszuschließen”, heißt es aus der GM-Führung. GM-Sprecher Rüdiger Assion bestätigte auf Anfrage, daß der Konzern künftig seine Mittelklasse von Saab und Opel nur noch in einem Werk bauen lassen wolle. Derzeit laufe eine Analyse über die beste Standortwahl. Auf die Frage, ob das die Schließung für Trollhättan bedeute, sagte er: „Das bedeutet für das in dieser Wahl unterlegene Werk nicht automatisch, daß dort nicht andere Produkte von GM gefertigt werden könnten.”
In dem veralteten und mit zu hohen Kosten arbeitenden Werk Trollhättan sind rund 6.300 Mitarbeiter beschäftigt, einschließlich Zulieferer hängen etwa 8.000 Arbeitsplätze von dem Werk ab. Dort baut Saab sein Mittelklassemodell 9-3, welches sich schwächer verkauft als erwartet. Der Saab 9-3 könnte in absehbarer Zeit, spätestens aber zum nächsten Modellwechsel 2007, in Rüsselsheim mitgefertigt werden, wo Opel seine Mittelklasse, den Vectra, baut. Auch der Vectra verkauft sich schwächer als erwartet. Das Opel-Werk in Rüsselsheim gilt als das modernste europäische Werk im General-Motors-Konzern. Wegen der schleppenden Nachfrage ist es aber deutlich unterausgelastet. Das Werk hat eine Kapazität von 270.000 Autos, ist aber nach offiziellen Angaben nur zu 60 bis 70 Prozent ausgelastet. Auch an anderer Stelle hat Opel Schwierigkeiten. In dieser Woche wurde bekannt, daß die Fertigung des Kleinwagens Corsa in Eisenach für 11 Tage ruhen muß. Der Konzern rechnet in Europa für 2004 abermals mit einem hohen Millionenverlust.
Die bei Saab vertretenen Gewerkschaften wandten sich am Donnerstag in einem Schreiben an ihre Mitglieder. GM wolle spätestens Anfang nächsten Jahres entscheiden, ob die Nachfolgemodelle des Opel Vectra und des Saab 9-3 im deutschen Rüsselsheim oder in der Saab-Zentrale Trollhättan bei Göteborg produziert werden. Unter der Schlagzeile "Rüsselsheim oder Trollhättan" schrieben sie: "Es ist wichtig, daß wir alle bei Saab dabei mithelfen, daß wir eine konkurrenzkräftige Alternative darstellen."
Text: hap., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.09.2004