von Lottes der Motzer » Do 22.11.2007, 12:35
wenn ihr alle nur Auszüge von dem tollen Bericht von H.D. Kuhlmann schreibt, will ich mal für Jedermann / frau den ganzen Bericht einstellen
Gedanken zur Radball-WM
Die 3 WM-Tage von Winterthur gehören nun der Vergangenheit an. Wie im Vorjahr waren wieder 15 Nationen am Start, vier davon spielten wieder in einer C-Gruppe – mit Hin- und Rückrunde, damit die teils weitgereisten Nationen wie Macao, Hongkong-China, Malaysia und Ungarn Spielpraxis nicht nur über 3 Spiele bekamen -. Einem „Erdrutsch“ gleich kam die Tatsache, dass klassische A-Gruppen-Nationen wie Frankreich und Belgien abgestiegen sind. Frankreich war mit Cronenburg (Ohl-Bauer) im Vorjahr in die B-Gruppe abgestiegen und nun war man mit den Routiniers aus Feurs (Maillavin-Marcoux) guten Mutes, in die A-Gruppe zurückzukehren. Aber es kam zum Absturz sogar in die C-Gruppe, eine der größten Radballüberraschungen überhaupt. Die Form stimmte überhaupt nicht und Japan, Rumänien (bliebt die 2. WM nacheinander ungeschlagen !), Slowakei und sogar Spanien zogen an Frankreich vorbei. Dazu das Verletzungspech nach Foul im letzten Spiel gegen Japan von Marcoux (warum gab es eigentlich keine gelbe Karte ?). Enorm verbessert hat sich Hongkong-China, das in der C-Gruppe nicht nur Malaysia und Ungarn hinter sich lassen konnte, sondern den Aufstieg in die B-Gruppe mit Sieg über Frankreich (Maillavin mit Ersatzmann Yohan – beides Feldspieler) mit Recht groß feierte. Frankreich machte allerdings den taktischen Fehler, „Fliegenfänger“ Maillavin ins Tor zu stellen.
Den Erfolg für Asien komplettierte Japan mit dem Aufstieg in die A-Gruppe. Viele Jahre hatten die Männer Nippons auf diesen Tag gewartet, aber man hatte Mühe, vor Rumänien überhaupt in die Relegation zu kommen und hier nutzte man „den schwarzen Tag Belgiens“ für sich.
Die Vorrunde der A-Gruppe war von den Spielen Belgiens geprägt. Ohne Baudu-Deuvaert aus Gent war Belgien ohnehin stark abstiegsgefährdet. Im Mittelpunkt stand immer der 46-jährige Oldie Rudy Covent, der häufig Entscheidungen der Kommissäre beanstandete, aber gegen Deutschland (2:5), der Schweiz (1:3) ,die Vorentscheidung um den Klassenerhalt gegen Kroatien (2:3) und gegen Tschechien (1:3) sehr achtbare Ergebnisse hinlegte (solange die Puste reichte). Dabei die Tücke des PC nach 6 Minuten Verteidigungs-Radball gegen Tschechien mit 0:0, dann fällt die Computeranlage eben aus. Als Deutschland gegen Österreich verloren hatte, waren die Schweiz (+4), Deutschland (+10) und Österreich (+8) punktgleich und um den wichtigen 1. Platz mit der direkten Finalrundenteilnahme musste nun die Tordifferenz entscheiden. Also gingen diese Favoriten auf Torjagd. Die Schweiz hatte zunächst Kroatien „vor der Brust“ und haderte mit den weggenommenen Vorteilen. 7:1 brachte nur +10 bei den Toren ein. Österreich konnte nun gegen Belgien mit einem 3-Tore-Sieg Platz 1 übernehmen, musste gegenüber Deutschland jedoch „unbekannt“ vorlegen. Entschieden war das Spiel beim 4:0 schon zur Pause, aber dann brachte Covent im Tor das Publikum gegen sich auf. Beim 8:0, 9:0 und 10:0 machte er vorn auf, indem er zurückfuhr und Bröll leicht verwandeln konnte, zudem fiel das 11:0 noch per Eigentor. Gut 3.000 „Fachleute“ pfiffen Belgien aus, denn nun war klar, Deutschland hatte gegen Tschechien mit einem Trefferrückstand von 8 Toren eine zu hohe Hürde.
Im Relegationsspiel gegen Japan wurde Belgien von den Zuschauern ausgepfiffen und der Abstieg bejubelt. Völlig fassungslos war Feldspieler Martens nach dem Spiel: „ Eine Blamage für mich und mein Land. Ich habe genug trainiert, aber zur Mannschaft gehören 2 Spieler“ suchte er tränenüberströmt nach Worten.
Kroatien hat sich mit dem knappen 3:2 über Belgien schon frühzeitig den Klassenerhalt gesichert. Mehr hatten sich die Spieler ohnehin nicht ausgerechnet und natürlich war in der Zwischenrunde gegen die Schweiz die Endstation. Schweren Zeiten geht Nachkriegs-Rekordweltmeister Tschechische Republik (24 Titel vor Deutschland jetzt 20 Titel und der Schweiz 16 WM-Titel) entgegen. Die Ära nach den Pospisils mit Berger, Smid, Skotak und Kratochvil ist zu Ende. Hrdlicka-Hason müssen sich erst noch spielerisch verbessern, der Rest wie jetzt Robert Loskot/Vitula werden keine Medaillenkandidaten mehr sein, geschweige denn um Gold spielen. Der große Triumpf bei der Heim-WM ist Winterthur mit Jiricek-Reichen nicht gelungen, Bronze war sicher das Mindestmaß. Die Schweiz hat an sich eine junge ehrgeizige Spitzentruppe beisammen, aber mit Looser aus Altdorf geht schon wieder ein Superspieler „von Bord“. Dornbirn bei ihrer ersten WM haben mit Platz 2 voll überzeugt, für sie spricht das Alter von 25 bzw. 20 Jahren. Das Team Austria erwägt einen Antrag an die UCI, auch einmal Radball-Weltmeister sein zu dürfen. Im kommenden Jahr hat Dornbirn seine Heim-WM und auch hier gilt das gleiche wie heuer Winterthur, man muß sich erst im eigenen Lande qualifizieren und hier will Höchst Revanche. Von allen als Titelverteidiger gejagt zu werden und trotzdem in einem Super-Finale gegen Dornbirn zu triumphieren, das ist das größte Kompliment an Thomas Abel und Christian Heß. Ihr Dank galt aber auch ihren Freunden und Trainingspartnern Jens und Holger Krichbaum aus Eberstadt: Absolute Unterstützung gezielt auf den optimalen Erfolg, dabei wären die „Turtles“ selbst gern dabei gewesen und hätten sicher ebenfalls gute Chancen auf Gold gehabt. Stolz war auch der kleine Landstrich Rheinhessen, denn neben Hechtsheim haben auch im 2er der Frauen Schultheiss-Sprinkmeier aus Ebersheim den WM-Titel geholt.
Übrigens hat auch der deutsche Kommissär Harald Braunger aus Ailingen eine souveräne Leistung während der WM-Tage abgeliefert.
Der Ball muß rollen !!
aber schnell !!
lang lebe der Speichenschlüssel!!