Weltmeister verzichtet auf Titelverteidigung
Drei Spitzenteams der deutschen Top-Fünf wollen nicht in Japan spielen
GÄRTRINGEN/KAGOSHIMA - (st/ag) Die 56. UCI-Weltmeisterschaften der Hallenradsportler soll ungeachtet von Erdbeben, Tsunami und Atom-Katastrophe wie geplant im japanischen Kagoshima stattfinden. Das teilte der Radsport-Weltverband UCI im April mit (siehe HRS-News). Doch jetzt kommt mit der Absage von gleich drei deutschen Top-Radballteams ein weiterer Rückschlag für die Titelkämpfe, die vom 4. bis 6. November durchgeführt werden sollen. Wie die baden-württembergische Tageszeitung Gäubote gestern berichtete, verzichtet Radball-Weltmeister Gärtringen (Uwe Berner/Matthias König) selbst bei einer erfolgreichen WM-Qualifikation auf die diesjährige Teilnahme.
Sorgen um die eigene Gesundheit
"Ich möchte mich nicht in 40 Jahren fragen müssen warum ich 2011 so dumm war, wegen ein bisschen Sport meine Gesundheit riskiert zu haben", hatte Matthias König auf der Facebook-Seite von hallenradsport.de nach der Umweltkatastrophe in Nordjapan Klartext gesprochen und gefordert: "Wozu eine WM in einem krisengeschüttelten Land, von dem man nicht weiß, welche Risiken ein Aufenthalt dort für die eigene Gesundheit birgt. Die UCI muss die Verantwortung übernehmen und die WM canceln."
Der deutsche Meister Ehrenberg (Rico Rademann/ Mike Pfaffenberger) sowie Aufsteiger und Dritter der gerade abgeschlossenen Bundesliga-Serie, Stein, (Bernd Mlady/Gerhardt Mlady) beantworteten nun eine entsprechende E-Mail-Anfrage des Aktivensprechers Marco Rossmann (Ginsheim), wer von den für die Final-Five und DM-Finale qualifizierten Teams an der WM in Japan teilnehmen würde, ebenso mit einer Absage.
Das bestätigte die Meinung Königs, der schon im April öffentlich schrieb: "Ich bin überzeugt, dass einzelne Teams und Sportler sich auch bei einer Qualifikation gegen eine Teilnahme entscheiden." Lediglich Vize-Europacupsieger Ginsheim (Roman Müller/ Marco Rossmann) und Obernfeld, zweiter des Deutschland-Pokals (André Kopp/ Manuel Kopp), erklärten sich bereit, die deutschen Farben in Kagoshima vertreten zu wollen. Die abschlägigen Bescheide von Gärtringen, Ehrenberg und Stein seien von Rossmann bereits an BDR-Vizepräsident Hardy Bodmer (Herrenzimmern) weitergeleitet worden (Aussage Uwe Berner zum "Gäubote"). Am Rande der Junioren-EM im österreichischen Höchst soll zudem laut "Gäubote" die klare Haltung der Radballer teilweise schon erörtert worden sein.
Frankreich hat Startverbot
Nach der Hallenradsport-Delegation aus Frankreich, die aufgrund eines Beschlusses des nationalen Sportministeriums keine Sportveranstaltungen wahrnehmen darf (siehe HRS-News), ist die Absage der drei deutschen Radball-Topteams ein weiterer Rückschlag für die WM.
Die französischen Hallenradsportler hatten bereits unmittelbar nach Bekanntgabe am Festhalten der WM ihr Fernbleiben ankündigt, weil "ein Ministerialerlass jedem Sportverband Frankreichs verbietet, an Wettbewerben in Japan teilzunehmen", so Nationaltrainer Alain Do-Duc (Clermont-Ferrand) gegenüber dem Fachmagazin HallenRadSport.
UCI hält an Ausrichtung fest
Kagoshima liegt im Süden Japans und 1.150 Kilometer von Fukushima entfernt. Die Entscheidung, die WM wie geplant durchzuführen, sei in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen in Japan gefallen, so Enrico Carpani, Presseverantwortlicher der UCI vor rund zwei Monaten. Demnach hätten die Ereignisse an der Küste sowie im Unglücksreaktor von Fukushima keinen negativen Einfluss auf die Region, die bereit sei, die Titelkämpfe auszurichten. Man werde die Situation aber weiter beobachten und wenn nötig entsprechende Konsequenzen ziehen, hatte Carpani gesagt.
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